|
Da mich das Thema Insoric RealPower bzw. Messen der Leistung
unter realen
Bedingungen schon länger interessiert und ich in den letzten 1-2 Jahren
doch sehr viel Positives von verschiedenen Tunern mitbekommen habe,
dachte ich, es ist an der Zeit mich damit zu beschäftigen und zu
schauen, ob ich für meine Arbeit und für meine Kunden einen realen
Vorteil daraus ziehen kann. Ich habe jetzt viel Zeit mit dem System auf
der Straße an verschiedenen Autos verbracht und wollte meine Eindrücke
zu dem System teilen.
Womit
wirbt Insoric:
- Hochpräzise, innovative Sensorik: das Insoric RealPower-Messmodul
- Messvorgang erfolgt ohne aufwendige Verkabelung und komplett ohne
elektronische Schnittstelle
- Einfache und schnelle Datenauswertung am PC
- Flexibel in der Anwendung: praktisch überall und jederzeit
durchführbare Messungen
- Messung findet im effektiven Fahrzeugumfeld, d. h. während der
Messfahrt auf einer Straße statt
- Made in Switzerland: Entwicklung, Produktion und Vertrieb erfolgen in
und aus der Schweiz
- Eigenständiges Prüfsystem; arbeitet unabhängig von anderen
Prüfsystemen
- Auch für Allrad-Fahrzeuge
- Fazit: höchst verlässliche, präzise, nachvollziehbare und
vergleichbare Messungen, basierend auf tatsächlichen Gegebenheiten.
Insoric RealPower ist eine echte Innovation. Die Entwicklung wurde
maßgeblich von einer technischen Hochschule in der Schweiz begleitet.
Und
was ist es wirklich?
Was unterscheidet sich in dieser Lösung bzw. was soll
diese Lösung deutlich besser machen als bestehende LowBudget Lösungen
wie Racelogic PerformanceBox, Gtech PRO, Logauswertungen mit Programmen
wie Virtual Dyno, Smartphone Apps wie PerfExpert oder Dynolicious?
(WICHTIG: ich gehe nur auf die Dyno-Funktionen ein, nicht auf andere
Messfunktionen der verschiedenen Systeme).
Zunächst gibt es verschiedene Arten, wie diese Systeme messen:
- GPS-Signal
- G-Sensor
- Drehzahl und Km/h aus den Logs
Meine Erfahrungen waren zwar positiv, aber nur wenn man
eine „grobe“ Richtung der Leistungsregion haben wollte… Wenn man sich
Richtung Drehmomentverlauf orientieren wollte, wurde es schon deutlich
schwerer bis unmöglich. Alle Lösungen hatten aber das Problem, dass
Messungen nur schwer bis gar nicht reproduzierbar waren. Für den
privaten Einsatz sicherlich eine sehr nette Spielerei, die vor allem
recht günstig ist, aber für den professionellen Einsatz nicht
anwendbar.
Aber wie funktioniert Insoric RealPower im Vergleich zu den oben
genannten Lösungen?
Durch das Anbringen des Sensors am Rad wird die tatsächliche Umdrehung
gemessen. Da vor oder direkt nach der Messung das Rad vermessen wird,
weiß die Software genau, welcher Weg in welcher Zeit zurückgelegt
wurde.
Es wird in diesem Video auch sehr gut erklärt:

Ist
es einzigartig?
Nein, es gibt momentan 2 mir bekannte vergleichbare
Systeme auf dem Markt:
Zum einen das in Deutschland doch recht
unbekannte Dynomet aus Dänemark
(http://www.dynomet.dk/en_portableroaddyno.htm), gegen das ich mich
entschieden habe, weil zum einen die Software nicht die Funktionen
mitbringt, die ich mir bei so einem System wünsche und zum anderen, da
das System an der Nabe größer ist und ein Kabel in den Innenraum gelegt
werden muss. Die große Angst hierbei war, dass der Sensor im
schlimmsten Fall sich mit dem Rad dreht und die Kabel über den
Kotflügel geschliffen werden.
Das andere System ist Dyno-Shaft von AEM
(http://www.aemelectronics.com/files/pr/102811_Dyno-Shaft/Dyno-Shaft_PR.html),
was aber nur mit größerem Aufwand von einem Fahrzeug an das nächste
Montiert werden kann, da es direkt an der Antriebswelle montiert werden
muss.
Wie
ist der Ablauf einer Messung?
1.) Das Rad wird mit dem Messwerkzeug von Insoric vermessen
2.) Der Atmosphärendruck und Temperatur wird mit dem Barometer von
Insoric gemessen
3.) Der Sensor wird an ein Rad geklebt. (Insoric gibt hier an, dass es
an ein nicht angetriebenes Rad geklebt werden soll, falls man Schlupf
haben sollte. Da dies bei Allrad auch weniger der Fall ist, hat man
hier freie Wahl.)
4.) Auf einer ebenen Strecke wird im optimalen Fall im 3. oder 4. Gang
beschleunigt (auch höhere Gänge sind möglich). Je nach Motor sollte die
Startdrehzahl nicht zu spät sein, z.B. Turbodiesel haben sehr früh das
volle Drehmoment, daher würde hier eine Messung ab 1500 rpm mehr Sinn
machen wie bei einem Turbomotor mit größerem Upgradelader, der erst ab
4000 rpm im Saft steht.
5.) Nach dem Beschleunigen wird der Gang heraus genommen
(Automatikgetriebe in N oder in den höchsten Gang geschalten) und das
Fahrzeug wird solange ausgerollt bis es 30 km/h Differenz zu der
höchsten Geschwindigkeit in dem Gang hat. Beispiel: bei Messung im 3.
Gang, der Drehzahlbegrenzer ist bei 140 km/h erreicht, dann wird
ausgerollt bis mindestens 110 km/h.
6.) Die Daten vom Sensor werden ausgelesen und die Daten
Raddurchmesser, Atmosphärendruck, Temperatur, Gewicht werden in der
Software eingegeben und die Beschleunigungsbereiche werden markiert.
Hier auch ein Video von Insoric, das den Ablauf nochmal erklärt:

Vorteile
- keine Leistungsbegrenzung bei der Messung (wie es bei allen
Rollenprüfständen der Fall ist)
- das Fahrzeug muss nicht festgezurrt werden
- reale Verlustleistung wird gemessen und dadurch ist die
Leistungsangabe am Rad sehr genau. (Rad-Leistung wird auf
Rollenprüfständen durch starkes Festzurren deutlich beeinträchtigt;
dadurch können Messungen auch besser mit anderen Messungen aus anderen
Ländern, wo WHP gemessen wird, verglichen werden.)
- richtige Temperatur bzw. Luftanströmungsverhältnisse, die auf dem
Dyno nie (!) gegeben sind
- weniger Belastung für den Motor
- weniger Reifenverschleiß als auf einem Rollenprüfstand
- schnellere Leistungsmessung
Nachteile
- Straße muss trocken sein bzw. der Gang in dem getestet wird, muss
Grip
haben
- man braucht eine gerade Teststrecke
Doch ungeachtet aller Vorteile, wenn die Leistungsdaten und vor allem
die Drehmomentkurve nicht der Realität entspricht, kann man damit nicht
arbeiten. Daher ging es erstmal an folgende Tests um zu prüfen, ob
Insoric hält, was es verspricht:
1.
Test – Leistungsmessung, stimmen die gemessenen Leistungen?
Da bedingt durch die Jahreszeit nicht viele Fahrzeuge
greifbar waren, die eine Abstimmung hatten und damit auch schon auf
einem Rollenprüfstands waren, habe ich hier auch einige Serienautos
getestet, die recht wenig Laufleistung hatten. Einfach damit der Faktor
Verschleiß/ Motorkompression nicht das Messergebnis beinflusst.
Nissan Micra 1.2 DIG-S
Gemessen bei BHP auf einem MAHA LPS3000
Messergebnis:
|
Rollenprüfstand |
Insoric |
PS |
113,8 |
114,9 |
Nm |
152,8 |
157,1 |

Mazda 3 MPS
Gemessen bei Koch auf einem MAHA LPS3000, korrigiert nach DIN Norm
Messergebnis:
|
Rollenprüfstand |
Insoric |
PS |
311,8 |
310,0 |
Nm |
433,0 |
453,9 |

BMW 135i (Ladedruck: 1,35 Bar
abfallend auf 1 Bar)
Gemessen bei Henni auf einem SuperFlow AWD SF-880, korrigiert nach DIN
Norm
Messergebnis:
|
Rollenprüfstand |
Insoric |
PS |
461,6
|
459,8 |
Nm |
688,7 |
664,7 |
BMW 135i (Ladedruck: 1 Bar
abfallend auf 0,9 Bar)
Gemessen bei Henni auf einem SuperFlow AWD SF-880, korrigiert nach DIN
Norm
Messergebnis:
|
Rollenprüfstand |
Insoric |
PS |
448,5 |
449,9 |
Nm |
614,9 |
611,2 |
Subaru STI
Kein direkter Vergleich!
Es handelt sich zwar nicht um das gleiche
Fahrzeug, aber beide hatten die selben Modifikationen und wurden von
mir mit ähnlichen Setups abgestimmt. Der leichte Drehmoment-Unterschied
kommt durch ein minimal anderes Mapping im mittleren Drehzahlbereich.
Wohingegen im oberen Drehzahlbereich, wo die PS ermittelt wurden, das
Mapping sehr ähnlich ist.
Vergleich:
|
Fahrzeug1 (Rollenprüfstand)
|
Fahrzeug 2 (Insoric)
|
PS |
325,0 |
323,4 |
Nm |
440,6 |
422,5 |
VW Golf VII 2.0 TDI
Insoric Messung im Vergleich mit den Werksangaben.
Messergebnis:
|
Werksangabe |
Insoric |
PS |
150,0 |
149,3 |
Nm |
320,0 |
312,6 |

Opel Astra 1.7 CDTI
Insoric Messung im Vergleich mit den Werksangaben.
Messergebnis:
|
Werksangabe |
Insoric |
PS |
125,0 |
129,3 |
Nm |
280,0 |
285,3 |
Seat Leon Cupra R
Insoric Messung im Vergleich mit den Werksangaben.
Messergebnis:
|
Rollenprüfstand |
Insoric |
PS |
265,0 |
268,4 |
Nm |
350,0 |
360,7 |
BMW 535d e61
Dezente Leistungssteigerung bzw. mit Fokus auf ECO Tuning, da die
Laufleistung schon bei über 200 tkm liegt.
Erwartete Leistung lag zwischen 300 und 320 PS bei einem angepeilten
Drehmoment von etwas über 600 Nm.
Sicherlich ist diese Messung nicht so aussagekräftig, wie die anderen,
weil Vergleichswerte fehlen. Aber dennoch wurde die grob
angepeilte Leistung erreicht, daher eine reale Messung.
Messergebnis:
|
Insoric |
PS |
311,0 |
Nm |
615,5 |
2.
Test – Reproduzierbarkeit der Messungen
Wichtig
für die Verwendung von Insoric während dem
Abstimmen ist natürlich, wie sehr Messungen voneinander abweichen, wenn
ich mit dem selben Datenstand Messungen fahre. Nur so kann auch
sichergestellt werden, dass man den Mehrwert einer Änderung in der
Drehmomentkurve auch erkennt und sich auch darauf verlassen kann. Dazu
muss aber auch gesagt werden, dass auch auf einem Rollenprüfstand
i.d.R. keine 2 exakt gleichen Ergebnisse hintereinander kommen. Eine
gewisse Schwankung ist also auch in diesem Umfeld normal. Es ist sowohl
auf Rollenprüfständen als auch mit Insoric das Ziel einer Abstimmung
einen Mehrgewinn von ein paar PS zu erzielen. Die Mehrleistung durch
eine Änderung muss auch immer im Bezug zu den geänderten Werten stehen;
z.B. 2° aggresivere Zündung rechtfertigen keine 5 PS, das wäre nur
unnötige Belastung für den Motor.
Hier mal die Messdaten verschiedener Messungen, die nacheinander
durchgeführt wurden:
Mazda 3 MPS:
1.Run |
291,1 PS
|
425 Nm
|
2.Run |
292,9
PS
|
424 Nm
|
3.Run
|
293,2
PS
|
429 Nm
|
200sx s14a:
1.Run |
314,6 PS
|
396,1 Nm
|
2.Run |
316,2
PS
|
396,7 Nm
|
3.Run
|
314,4
PS
|
401,2 Nm
|
Opel Astra 1.7 CDTI:
1.Run |
127,6 PS
|
277,4 Nm
|
2.Run |
129,2
PS
|
285,5 Nm
|
3.Run
|
126,3
PS
|
276,2 Nm
|
4.Run
|
126,3
PS
|
287,1 Nm
|
5.Run
|
126,0
PS
|
281,3 Nm
|
Subaru STI:
1.Run |
318,3 PS
|
412,3 Nm
|
2.Run |
316,3
PS
|
417,8 Nm
|
3.Run
|
316,3
PS
|
416,3 Nm
|
Wie es in der Software zum Vergleichen angezeigt werden kann:


(Messung bei unterschiedlicher Drehzahl gestartet)
3.
Test – Drehmomentkurve und Änderungen beim Abstimmen
Hier ein Test, wie sich eine Änderung von 2° Zündung über
das gesamte Drehzahlband bei Vollgas auswirken kann und dargestellt
wird:

Und ein Vergleich einer größeren Änderung zwischen HighBoost
(Ladedruck: 1,35 Bar
abfallend auf 1 Bar) und LowBoost (Ladedruck: 1 Bar
abfallend auf 0,9 Bar); Zündung wurde natürlich an den Ladedruck
angepasst:

4.
Test
– Gewicht, wie stark beeinflusst es das Messergebnis?
Die größte Sorge machte mir im Vorfeld das Gesamtgewicht und die
Auswirkung
auf die Messung. Ich muss zugeben, dass ich doch erstaunt war, wie
wenig eine Änderung des Gewichts das Messergebnis beeinflusst. Ich
denke, die Sorgen kamen eher von den anderen Messmethoden mit G-Sensor
und GPS-Sensor, da ich hier immer den Eindruck hatte, dass ein paar Kg
sehr viel ausmachten. Hier mal ein grober Anhaltspunkt, wie sich ein
anderes Gewicht auf die Messung auswirkt:



Aber woher nimmt man das Gewicht für die Messung?
Bei Fahrzeugen, die
keinen extremen Hifi-Ausbau oder wie oft der Fall, leergeräumt sind,
kann man laut Insoric auf die Daten vom Fahrzeugschein vertrauen, dies
bestätigten mir auch meine Tests. Das Gewicht im Fahrzeugschein ist
genormt nach DIN70020 und heißt
Leergewicht vom Fahrzeug mit 90% Tankinhalt und 75 Kg Fahrer. Diese
Gewichte muss man natürlich bei der Eingabe beachten, so dass man nicht
das Leergewicht + Insassen rechnet. Extrem umgebaute (deutlich schwerer
oder leichtere) Fahrzeuge sollten
vorher gemessen werden um die Leistung möglich exakt messen zu können.
Hierzu suche ich noch nach einer „mobilen“ Lösung.
Nichtsdestotrotz wirkt sich das Gewicht nicht so stark aus und auf die
Arbeitsweise einer Abstimmung nimmt es überhaupt keinen Einfluss, da
die Drehmomentlinien nur eine minimal andere Skala erhalten, aber
weiterhin den realen Verlauf.
Fazit:
Insoric verbindet vor allem beim Abstimmen die
Vorteile von der Straße (reale Bedingungen) und die Vorteile von einem
Rollenprüfstand (überprüfen, was eine Änderung bewirkt hat; wo steht
man am
Schluss; wie verläuft die Drehmomentkurve) ohne dabei mit den
Nachteilen, die beide Lösungen bis jetzt mit sich gebracht haben,
arbeiten zu müssen. Herausgestellt hat sich, dass die Messergebnisse
sehr
genau sind und vorallem reprodizierbar und es so problemlos mit einem
Rollenprüfstand aufnehmen können. Auch mehrere Messungen hintereinander
liefern ein gleiches Ergebnis, wie auf dem Rollenprüfstand.
Das Messen/ Abstimmen mit Insoric wird daher auch ein neuer Bestandteil
von PureBoost. Abstimmungen auf Rollenprüfständen sind natürlich
weiterhin auf Wunsch möglich.
|
|